Solltest du dich für 65.000 € im Jahr entscheiden oder lieber 50.000 € + Aktien? 🤔
Stell dir vor: dir werden zwei Jobs angeboten. Bei einem beträgt das Gehalt 65.000 € im Jahr. Das andere Unternehmen zahlt nur 50.000 € im Jahr, aber bietet dir zusätzlich 1.000 Aktien an. Für welchen Job solltest du dich aus finanzieller Sicht entscheiden?
Startups in der Gründungsphase können, was das Gehalt angeht, mit den großen Namen auf dem Markt nicht mithalten. Um den niedrigeren Lohn auszugleichen, bieten sie zusätzlich zum Gehalt oftmals Aktien an, um die Top-Talente anzulocken. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass du irgendwann in deiner Karriere Unternehmensanteile angeboten bekommst. Und es wird dir sicherlich schwerfallen, den tatsächlich finanziellen Wert zu bemessen.
Es gibt viele Aspekte, die es zu beachten gilt, wenn du ein Jobangebot bewertest, das Aktien beinhaltet. Sperrfristen, Ausübungspreis, Steuern…schauen wir uns das etwas genauer an!
Durch Unternehmensanteile wirst du ein(e) Aktionär*in in deinem Unternehmen. Wie? Indem du Aktien zu Vorzugskonditionen kaufen kannst. Die Vorteile sind nicht sofort für dich sichtbar: es wird mehrere Jahre dauern, Vermögenszuwächse zu erzielen, die du zu Geld machen kannst.
Der größte Vorteil von Unternehmensanteilen
Aktien ergänzen dein Gehaltspaket um eine aufgeschobene, aber potenziell beträchtliche Vergütung - umso mehr, wenn du bei einem Unternehmen anfängst, das gerade erst gegründet wurde und später einen Aufschwung erlebt.
Je jünger das Unternehmen, desto finanziell lukrativer können die Unternehmensanteile am Ende sein. Wenn du darüber nachdenkst, ergibt es Sinn: ein Start-up hat weniger Ressourcen, um seine Mitarbeiter*innen zu bezahlen und kann die Zukunftsaussichten weniger gut einschätzen als ein etabliertes Unternehmen auf dem Markt. Aus diesem Grund sind Start-ups in der Regel großzügiger mit ihren Unternehmensbeteiligungen als Unternehmen, die schon länger bestehen.
So funktioniert es
Eine aktienbasierte Vergütung kann für alle Angestellten verfügbar sein oder nur für ausgewählte Mitarbeiter*innen (zum Beispiel nur einige oder alle Manager*innen). Du kannst damit Unternehmensaktien an einem festgelegten Datum und zu einem festen Preis kaufen (oder gratis erhalten).
Im Laufe deiner Karriere kannst du auf folgende Regelungen treffen:
Andere Vorteile von Unternehmensanteilen
Die größten Nachteile von Unternehmensanteilen
“Es ist wichtig, das Gehalt - was sicher und stabil ist - und aktienbasierte Vergütung nicht zu verwechseln. Die Vorteile von Letzterem sind hypothetisch und langfristig”.
- Florent Artaud, Country Manager bei SeedLegals
Das musst du wissen, um deine potenziellen Einnahmen einschätzen zu können
Die letzten zwei Punkte sind wesentlich, um deine möglichen Einnahmen zu bewerten. Ohne sie kannst du nicht den aktuellen Wert des Unternehmens oder das Wachstumspotential bewerten. Zögere nicht, deine(n) künftige(n) Arbeitgeber*in oder Manager*in danach zu fragen.
Wie du den Wert deiner aktienbasierten Bezahlung beurteilen kannst
Es ist möglich, eine genaue Bewertung in dem Zeitraum zu erhalten, in der das Unternehmen Kapital aufnimmt. Wenn ein Start-up Kapital aufnimmt, wird es mit einem bestimmten Betrag bewertet. Wende diesen Betrag pro Aktie einfach auf die Anzahl der von dir gehaltenen Aktien an, um die Erträge zu berechnen, die erwarten kannst. Das Schwierige daran ist, Zugang zu diesen Informationen zu erhalten… Du solltest dich danach erkundigen, wenn du dein Gehalt verhandelst. Sei aber nicht überrascht, wenn der/die Personalverantwortliche diese Informationen nicht preisgeben möchte.
Was du beachten solltest, wenn du das Potenzial eines Unternehmens bewertest
“In diesem Punkt gibt es keine Geheimnisse: Top-Geldmittel ziehen Top-Start-ups an. Wenn ein Investor bereits Mittel für Instagram, Doctolib und Weibo bereitgestellt hat, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das Team erfolgreich sein wird"
- Lucas Mesquita, Mitbegründer der Startups Revolte und Caption.
Anders ausgedrückt: an dieser Front sitzen Risikokapitalgeber*innen und Kandidat*innen im selben Boot. Versuche, bevor du zusagst, zu bewerten, ob das Unternehmen das Zeug dazu hat, seine Ziele zu erreichen, und ob es deine Mühen wert ist, auf den unternehmerischen Zug aufzuspringen.
Das Aktienbezugsrecht besteht aus drei wesentlichen Schritten:
1/ Das Unternehmen bietet dir die Möglichkeit, eine bestimmte Anzahl an Aktien für einen im Voraus festgelegten Betrag zu erwerben, der in der Regel ermäßigt ist.
2/ Nach einem bestimmten Zeitraum (nicht mehr als drei bis fünf Jahre), kannst du die Aktien zu einem vereinbarten Preis kaufen. Das Recht, deine Option auszuüben, hängt in der Regel von deiner Zugehörigkeit im Unternehmen ab. Wenn die Aktie in der Zwischenzeit im Wert gestiegen ist, erzielst du einen anfänglichen Kapitalgewinn, den so genannten "Veräußerungsgewinn beim Erwerb". Außerdem wirst du zum/zur Eigentümer*in der Aktie und zum/zur Anteilseigner*in des Unternehmens.
3/ Danach kannst du entscheiden, ob du die Aktie behältst (in der Hoffnung, dass sie an Wert gewinnt) oder ob du sie verkaufst, um Gewinn zu erzielen (der sogenannte “Veräußerungsgewinn beim Verkauf”).
Das Ziel ist natürlich die Realisierung von Kapitalgewinnen
Die Vorteile von ESOP
Beispiel
2020: 1000 Unternehmensanteile werden dir zum Ausübungspreis von 10 Euro pro Aktie zugewiesen.
2025: du übst deine Option auf die 1.000 Aktien aus. Der Wert einer Aktie beträgt nun 30 Euro. ➡️ Dein Veräußerungsgewinn beim Erwerb beträgt nun 20.000 Euro ([30-10] x 1000)
2026: du verkaufst deine 1.000 Aktien für 40 Euro pro Aktie. Erhaltener Gesamtbetrag: 40.000 Euro ➡️ Veräußerungsgewinn beim Verkauf: 10.000 Euro (40.000 Euro - 30.000 Euro)
Die Nachteile des ESOP
30 % der deutschen Start-ups nutzen das ESOP-System, das häufig zur Aufstockung von Gehältern genutzt wird, die unter dem Marktniveau liegen. Das liegt daran, dass 50% der Start-ups Probleme bei der Einstellung neuer Mitarbeiter*innen hat und dies als “größte Herausforderung” ansehen. Mehr als 1 von 4 Start-ups haben Schwierigkeiten, mit ihren größeren Konkurrenten mitzuhalten, die attraktivere Vergütungspakete anbieten. Das solltest du dir zunutze machen.
Beim ESOP-Plan gewährt dir das Unternehmen einen kleinen Teil seines Kapitals. Selbst wenn dein Festgehalt niedriger sein sollte als das von Mitarbeiter*innen bei großen Unternehmen, wird dein Einkommen mit dem Wachstum des Unternehmens steigen.
Beachte jedoch, dass das Geld, das du durch den ESOP-Plan verdienst, vom Erfolg des Unternehmens abhängt und wie lange du in diesem bleibst.
Anders ausgedrückt: Wenn das Unternehmen scheitert, oder wenn du frühzeitig das Unternehmen wechselst, hast du für ein Gehalt gearbeitet, das unter den marktüblichen Sätzen liegt, ohne einen anderen finanziellen Ausgleich! Deshalb liegt es an dir, das Potential des Unternehmens zu bewerten, bevor du dein Gehalt verhandelst. Ist es wahrscheinlicher, dass das Unternehmen das große Geld verdient, oder dass es pleite geht?
Steuern
Der Vorteil: Du zahlst nur Steuern, sobald du deine Option ausgeübt hast.
Der Nachteil: der Veräußerungsgewinn aus dem Erwerb unterliegt der Einkommensteuer. Mit anderen Worten: du zahlst Steuern, ohne zu wissen, ob du jemals vom Weiterverkauf deiner Aktien profitieren wirst.
80% der deutschen Startups verwenden diese Form der Vergütung. Das liegt daran, dass das Unternehmen dir nur die versprochenen Anteile gibt, wenn es verkauft wird oder an die Börse geht.
Vorher bist du nur scheinbar ein(e) Aktionär*in. Du hältst keine wirklichen Anteile. Du hast weder ein Stimmrecht, noch hast du Zugang zu Informationen, die dir Einblicke in die Zukunft des Unternehmens geben könnten (oder dir helfen, deine Rechte zu schützen).
Vorteile des VSOP
Nachteile des VSOP
Jetzt, da du alles über Unternehmensanteile weißt, liegt es an dir, die richtige Entscheidung zu treffen. Mit dem ESOP, der mehr Steuererleichterungen bietet, kannst du wertvolles Kapital aufbauen. Letztendlich liegt es an dir, mit deinem Arbeitgeber die Bedingungen zu optimieren, um sicherzugehen, dass sie ihre Versprechen halten.
Auf jeden Fall weißt du jetzt, wie du die häufigsten Fehler vermeidest: ignoriere nicht diesen potenziell lukrativen Aspekt deines Vergütungspakets; unterschreibe keine Vereinbarung, ohne sie vorab gründlich zu prüfen; und verlasse das Unternehmen nicht, ohne die Vorteile voll auszuschöpfen.
Solltest du dich für 65.000 € im Jahr entscheiden oder lieber 50.000 € + Aktien? 🤔
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